Wissenswertes » Dortmunder Bürger und ihre Stadt

Männer in Dortmund

Handwerker

Was waren das nun für Männer, die um diese zeit in Dortmund lebten? Von den meisten wissen wir so gut wie nichts. Das waren nämlich Tagelöhner, Gesellen, Knechte, Lehrlinge, Bettler.
Von den Handwerkern erfahren wir etwas mehr. Im 14.Jahrhundert waren in Dortmund die Schmiede und Metallarbeiter sehr stark vertreten. Viele waren einfache Schmiede. Aber es gab auch Pflug-, Huf-, Nagel-, Nadel-, Messer-, Kessel-, Sporen-, Rüstungs-, Ring- und Helmschmiede. Außerdem lebten in Dortmund Schlosser, Harnisch-, Armbrust- und Kettenmacher, Zinn-, Kannen- und Büchsengießer. Besonders die Dortmunder Glockengießer waren weit berühmt .Über 30 Goldschmiede arbeiteten in der Stadt.
Auch für die Bekleidung wurde gesorgt. Allein im 14. Jahrhundert wanderten 89 Schneider, 68 Schuster und 50 Kürschner ein und machten hier ihre Werkstätten auf.
Das Baugewerbe blühte in dieser Zeit auf. 31 Steinmetze und Baumeister zogen in die Stadt.

Die Patrizier

Neben den Mittellosen, den Knechten und Mägden, den Handwerker gab es in Dortmund noch Leute, die „wirklich etwas vorstellten“, die reich waren und die Geschicke der Stadt bestimmten. Das waren die Mitglieder der „ratsfähigen Familien“, also jener, die allein in den Rat der Stadt gewählt werden konnten. Sie hatten sich in der „Reinoldigilde“ zusammengeschlossen. Zu ihnen gehörten die Klepping, die Lembergs, die Sudermanns, die Berswordts und andere mehr. Sie verdienten ihr Geld mit Fernhandel.
Im Laufe der Zeit wurden weitere Familien immer reicher und kamen auch in die Reinoldigilde.


Männer basteln sich eine neue Gesellschaft

In Dortmund lebten damals recht unterschiedliche Gesellschaftsschichten. Da waren einmal die Patrizier (Junkergesellschaft) und Honoratioren. Zur Mittelschicht gehörten n die Handwerker. Die größte Gruppe bestand aus Tagelöhnern, Mägden und Knechten, Gesellen und Lehrlingen, Hausfrauen und Witwen.
Die in den angesehensten Handwerken Tätigen, die Gerber, Schuster, Bäcker, Fleischer, Schmiede sowie Krämer und Fettkrämer hatten sich in sechs Gilden zusammengeschlossen.
Die übrigen Handwerker vereinigten sich in den „Ämtern“, so die Goldschmiede, die Leinenweber, die Wollweber usw.
Die sechs Gilden wählten 24 Handwerker (den „Vierundzwanzigerstand“ oder die „Gemeine Bürgerschaft“). Nur die ersten zwölf durften den Rat mitwählen.
Daneben gab es den „Erbsassenstand“, der aus zwölf Personen bestand. Sechs wurden von der „Gemeinen Bürgerschaft“ (Handwerker), die anderen sechs vom Rat (Patrizier und Honoratioren) gewählt.
Die ersten sechs der zwölf Erbsassen wählten zusammen mit den zwölf Gildenvertretern aus der „Gemeinen Bürgerschaft“ den Rat.
Die drei stände – Rat, Erbsassen und Gemeine Bürgerschaft – verfügten auch über Gesetzgebung und Verwaltung. Die Gemeine Bürgerschaft tagte im Gildenhaus, der Erbsassenstand im Leichenhaus in der Marienkirche und der Rat natürlich im Rathaus.
Wer war nun wahlberechtigt? Lediglich die Männlichen Angehörigen der Handwerkergilden.
Das waren höchstens 7 bis 10 % der Einwohnerschaft.
Wer konnte auf die wichtigen ersten zwölf Rategestellen gewählt werden?
Nur Patrizier und Honoration. Ihnen waren diese Stellen vorbehalten. Wenn deren Frauen und Kinder abgezogen werden, waren es bestenfalls 3% der Bevölkerung. […]

Zitat von S. 50 aus „Lebendig verbrannt vor den Toren der Stadt – Dortmunder ‚Hexen’ und ihre Mörder“ von Katja Müller / Susanne Ohly, Tapir Verlag, 1989