Hintergrund und Co » Die Kriegstagebücher des Ertman von Ergeste

Ich habe einwenig gelesen und abgeschrieben und ich bin mit dem 1. Kriegsjahr fertig.
In dem Text werdet ihr viele alte Schreibweisen finden die ich übernommen habe, es sind keine Rechtschreibefehler.
Ich habe auch Anmerkungen in Klammern eingefügt [Anmerkung], es sind Daten die ich herausfand und auch Datumsangaben.

Quelle: A. Fahne; Die Grafschaft und freie Reichsstadt Dortmund; Seite 68ff.

1388 wurde Dortmund belagert. Johann von Wickede (der Ältere) und Evert Wistrate waren Bürgermeister, Mathias Trappe und Christian Schulte, Richter, Johann von Wickede der Jüngere, Christian Kannengießer, Ertmar von Ergeste und Mathias Sedeler, Hauptleute [aus den Urkunden weiß ich das je ein Ratsherr und einer der Erbsassen oder Gilden die Hauptleute stellten. Johann und Ertmar waren Ratsherren und von Kannengießer weiß ich das er Gildenmeister war. Wickede und Kannengießer sich für die Schützen zuständig und die andern beiden für Reiter-, Fuß-, und Soldtruppen].
Friederich von Sarwerden, Erzbischof zu Cöln und Graf Engelbert von der Mark sandten am Abend vor Petri Stuhlfeier 1388 [22. Februar] der Stadt ihre Fehdebriefe. Beide hatten 1376 mit ihr ein festes Bündniß errichtet, worin sie versprochen hatten: Streitigkeiten nicht mit der Faust, sondern durch Schiedsrichter oder sonst auf auf dem Wege Rechtensausmachen zu lassen; das Bündniß war durch Hand und Siegel bestätigt worden. Beide Glaubten jetzt von dem Bunde abgehen zu dürfen; der Erzbischof, weil ihm die Stadt, trotz der vielen Befehle der deutschen Könige, die Huldigung versagte, der Graf, weil Agnes von der Virbecke ohne gehörigen Prozeß hingerichtet, sie, die Stadt, auch vielfach seine Grafschaft gekränkt habe. Der eigentliche Zweck war, man wollte die Reichsunmittelbarkeit der Stadt brechen, und die Zeiten waren dazu günstig. Das Reichsscepter führte noch immer Kaiser Wenzel. Schon sein Beiname, der Faule, würde ihn hinreichend charakterisiren; die Geschichte weiß aber noch mehr von ihm, als sein Name andeutet. Ihn hatten die Erweiterung der Landeshoheit strebenden Fürsten nicht zu scheuen, die Zeit musste aber benutzt werden und an beeilte sich, sie zu benutzen.
Der Erzbischof hatte sich, ebensowohl als der Graf, Bundesgenossen geschaffen. Sollten diese auch nicht thätig mit eingreifen, so sollten sie wenigstens die moralische Kraft der beiden angreifenden Fürsten fördern und deren Handlungen durch Richtsthun genehmigen.

[siehe Bundesgenossen]

Die Truppen der Erzbischofs und des Grafen zogen gleichzeitig am Sonntag Reminiscere (1. März) 1388 vor Dortmund. Der Erzbischof baute sich an der Landwehr auf der Nordseite ein Schloß [vermutlich ein festes Lager], welches er Rouenburg nannte, und um das sich sein Kriegsvolk lagerte. Engelbert dagegen erbaute ein festes Schloß [vermutlich eine Burg oder ein festes Lager] zu Dorsfeld, wozu er die Steine aus der Dorsfelder Straße benutzte.

Die Dortmunder hatten sich verschiedene Söldnertruppen angeworben; unter anderen die Edelleute: 1. Bitter von Raesfeld zu Raesfeld und Ostendorp, der auf seine Gefahr und Gewinn mit 20 Lanzenträgern täglich seine Streifzüge auf die Feinde machte. Dafür zahlte die Stadt ein für alle Mal 2000 Goldgulden; 2. Johann Morrian zu Boslar; 3. Bernhard von Drofte zu Vischering, sowie dessen Bruder Sander; 4. Sweder von Schulenburg zu Schulenberg; 5. Diederich von Hamern zu Hammern. Letzterer stellte 18 Gewaffnete, musste dem Commando der städtischen Hauptleute selbst ins Münsterische folgen. Gefangene und Beute wurden nach der Kopfzahl getheilt, die jeder bei dem einzelnen Unternehmen stellte; 6. Simon von Binsfeld zu der Breidenfurt; 7. Adolf von Berentfelde, der 4 Ritter und 4 Knappen stellte. Alle diese Verbündete waren lauter unverdrossene Leute, denen nichts zu schwer war. Sämmtliche genannte Edelleute erhielten, außer der festgesetzten Summe, in Dortmund, so oft sie dort einzogen, Beköstigung und Futter; auch für jeden Mann, dem sie über die festgestellte Zahl mitbrachten, monatlich einen Goldgulden.
Ferner wurde zum Schutz der Stadt folgende Vorkehrung getroffen: Alle, die sich nicht ernähren konnten, wurden aufgefordert, die Stadt zu verlassen, später durfte niemand ohne Erlaubnis ausziehen. Wegen der Nachtwachen wurde bestimmt, dass sie alle 4 Tage umgehen und so vertheilt werden sollten, dass einige in den äußern Gräben und Bollwerken, einige in den Straßen der Stadt, und 16 Mann auf den Wällen wachten.
Zwei Rathsherren mußten jede Nacht die Ronde machen; dafür waren sie von den gewöhnlichen Wachen frei. Je 10 Bürgen wurden unter einen Rottenmeister [Rottenmeister gibt es erst ab der Mitte des 15. Jh. Vermutlich hat Fahne den Rang genommen, weil er in seiner Zeit üblich war und ins Mittelalter zurückverfolgt werden konnte. Ich vermute das es eher ein Gruppenführer oder Unterführer war.] gestellt, wozu man die Geschicktesten des Rottendistricts [also Gruppendistrikt, so viel ich weiß waren das in Dortmund Straßenzüge oder einzelne Straßen] wählte. Jede Rotte [Gruppe] hatte ihre bestimmte Stelle der Mauer, die sie in Zeit der Gefahr Vertheidigen mußte und von der keiner weichen durfte. Andere hatten ihren bestimmten Sammelplatz in der Stadt angewiesen. Jeder Pforte-Thurm war mit 5 Mann besetzt, nämlich: mit zwei gedienten Wächtern, einem Rathsherrn, einem Erbgesessenen [also Erbsassen] und einem aus den Gilden. Die beiden ersten erhielten jeder 12 Pfennige die Woche. In jedem Thurme der Mauer waren ebenfalls 2 Wächter, und neben ihnen waren gute Schützen aufgestellt, worüber ein Rathsherr die Aufsicht hatte [Johann von Wickede, der Jüngere]. In dem neuen Werke vor der Stadt saßen 6 tapfere Söldner, welche 6 Schillinge die Woche erhielten. Jede Stadtpforte wurde von zwei geschworenen Wächtern, welche wöchentlich 12 Pfennige erhielten und dreien Bürger, nämlich einem Rathsherrn, einem Erbsassen und einem aus den Gilden, Tag und Nacht bewacht.
Dreißig englische Schützen [wir wissen ja aus den Urkunden das es nur 27, 14 zu Pferde 13 zu Fuß, und ihr Hauptmann waren], welche mit Haken schossen [mit Haken sind glaube ich Büchsen gemeint, was aber bei Engländern zu der Zeit noch nicht üblich war, aber die angeworbenen sind ja eine so genannte Freikompanie, die noch aus den Schlachten des 100-jährigen Krieges in Mitteleuropa waren, zu unserer Zeit herrsche Waffenstillstand in diesem Krieg, aber die Truppen waren noch da …], dienten theils zu Fuß, theils zu Roß. Die Fußgänger erhielten monatlich 4 Goldgulden, die Reiter 6 Goldgulden. Daneben hatte man „Pickenmänner“ [ich vermute das sich um Englische Billman handelt, die Billman waren vermutlich 19 Mann, weil die angeworbenen Pickenmänner 49 Mann waren und 30 Nicht-Engländer] angeworben, welche mit Spießen fochten, sie hatten monatlich 3 Goldgulden und erndteten wegen ihrer Schnell- und Geschicklichkeit besonderes Lob.
Man hatte ihnen 30 Nicht-Engländer, die sich von ihnen unterrichten lassen und mit ihnen ziehen sollten, beigestellt; da diese aber nicht genug gehorsamen wollten, so wurden sie wieder entlassen und hob man statt ihrer, zu demselben Zwecke 100 Städter von Herzhaftigkeit und Starke aus und die Schlugen gut ein [Städter sind ja verpflichtet die Stadt zu verteidigen, aber sie müssen keine Raubzüge mitmachen, deswegen wurden die 100 im Sold gestellt um Truppen auch bei Raubzügen zuhaben].
Alle diese Söldner waren zu jeder Unternehmung gegen den Feind bereit, sie machten täglich Ausfälle und brachten mache Beute mit. Sie kamen jeden Abend Heim. Das Commando über sie führten 3 Hauptleute, denen sie bei Verlust von Leib und Gut Gehorsam sein mußten.
Als Chirurg wurde Meister Nicolaus Vredebach von Orlamünde angestllt, der erst 1393 mit einem Zeugniße über seine vorzügliche Geschicklichkeit entlassen wurde.

Am Dienstag nach dem Sonntag Reminiscere [3. März] rückte der Feind vor die Stadt. Seine ersten feindliche Handlungen bestanden in zwölf steinernen Kugeln, die er Mittwoch [4. März] nach Reminiscere in die Stadt warf.
Freitag nach misericordias Domini [19. April] kam der Feind der Stadt näher und nahm am folgenden Dienstage 6 Knechte gefangen, welche Holz zu holen aus der Stadt gezogen waren. Gleichzeitig warf man 30 Kugeln in die Stadt. Die Dortmunder erwiederten die Schüsse so trefflich, das dieFeinde zurückwichen.
Dienstag vor Christi Himmelfahrt [Himmelfahrt war der 15. Mai, also war der Dienstag der 12.] warf der Feind eine Batterie auf der Hundestelgen auf und schoß von dort 22 Kugeln in die Stadt, welche jedoch keinen Schaden thaten, als daß sie das Kreuz des Dominicaner-Chors trafen und dort einen Unbedeutenden Stein abwarfen. Die Dortmunder Constabler erwiederten die Schüsse mit mehr Erfolg, sie tödteten einige Feinde.
Donnerstag vor Cantate [30. April] fingen die Feinde sechs Knechte, und Freitag [22. Mai] nach Exaudi die Bischöflichen 26 Bürger, die gegen die Erlaubniß des Raths ausgezogen waren. Einen davon hingen die Feinde auf. Dafür schossen die Dortmunder auch manchen Feind von ihren Mauern her, nieder.
Freitag [5. Juni] nach Sakraments-Tag machten die Städter einen Ausfall, verbrannten Dorf Dorsfeld und brachten für 100 Goldgulden Vieh zur Stadt zurück.
Mittwoch [28. Mai] nach Urban fingen die städtischen Söldner zwei Gewaffnete, Henrich Distelhof und Engelbert Berchoff mit ihren Knechten, die zusammen 80 Goldgulden Lösegeld zahlen mußten. Ritter von Räsfeld nahm Hugo von der Horst gefangen, der sich mit 750 alte Schilde loskaufen mußte, auch brachte man zwei reiche Einwohner von Hamm als Gefangene ein. Der Feind dagegen konnte nur einen Dortmunder Einwohner zu Horneburg fest nehmen.
Peter und Paul [29. Juni] rückte der Feind abermals näher an die Stadt, und lagerte sich an der Stelle des Galgen, den man niederwarf, und begann am darauffolgenden Dienstag [30. Juni] das Bomdardement. Am ersten Tage warf man 21 Kugeln und am darauffolgenden Tage 30 Kugeln in die Stadt. Aus dem Ostenthor wurde ein Ausfall versucht, welcher den Bürgern einen Todten und einen Gefangenen Kostete. Tags darauf warf der Feind 28 Kugeln in die Stadt, von denen mehrere höher als Reinoldi Thurm flogen und eine vor die Orgel durch das Gewölbe der Reinoldi Kirche fiel; soust verursachten sie keinen Schaden. Am nächstfolgenden Tage, Freitag [3. Juli], warf man abermals 17 Kugeln ohne Schaden in die Stadt, nur ein Bürger fiel in Folge eines Armbrustschusses. Sonntags[6. Juli] warf man 27 und Dienstags 13 groß und 6 Paßkugeln, am Mittwoch 18, am Freitag 19 Kugeln in die Stadt. Während dieser Zeit wurden nur zwei Dortmunder von Armbrustschützen erlegt.
Im Ganzen hat der Feind 283 große Kugeln, viele von 50 Pfd., in die Stadt geworfen; sie nahmen nur einer alten Kuh und zwei Schweinen das Leben. Die meisten Kugeln flogen, so lange man von der Hundstelgen schoß, in die Hövelstraße gegen das Haus zum Schwanen. Als man die Batterie nach Osten in den Unterstapeln verpflanzte, nahmen sie ihre Richtung auf die Minoriten.
Am Sonnabend [18. Juli] vor St. Margarethe verließ der Feind, von der Unwirksamkeit des Bomdardements überzeugt, seine Stelle und zog sich auf den Leppendick zurück, wo Graf Engelbert ein festes Schloß ausführte.
Mittler Weile hatten die Dortmunder, welche mit Schießen nicht zurückgeblieben waren, zwei Geschütze gegossen, die besonders gut schossen. Der Constabler warf mit einem derselben den Tisch in einem Zelt um und beschädigte mehrere Menschen und Pferd. Das machte Aufsehen.
Donnerstag[16. Juli] nach Aposteltheilung stießen die Dortmunder Söldner an der Warte, wo jetzt der steinerne Thurm steht, auf den Feind; sie wurden durch seine Ueberlegenheit in die Flucht geschlagen und bis zum Schlagbaum vor dem Wistraßenthor verfolgt. Hier machte der Feind Heinrich von Stommeln und einen zweiten zu Gefangenen. Dafür brannten die Dortmunder Sonntag vor Jacobi bei einem Ausfall, in Lütkedortmund die Kirche ab, raubten für 100 Goldgulden Vieh und brachten zwei Gefangene heim.
Die Feinde veränderten unterdessen ihre Operation, sie gingen zu einer Blocade über, die sie noch ein Jahr und 4 Monate fortsetzten. Sie richteten deshalb vier starke Blockhäuser ein, die Schanze zu Dorsfeld, die Rouenburg, auf der Burglandwehr gelegen, das Schloß zu Hörde, und die Feste zu Körne auf dem Leppinkhofe. Der Krieg wurde jetzt ein Raub- und Vertilgungs-Krieg. Pantaleonsabend [27. Juli] zerstörten die Dortmunder das Leprosenhaus, unter ihrer Stadt, am Pantaleonstage selbst; als die Feinde einen Angriff auf die Stadt machten, tödteten sie viele derselben durch die Haken- und Armbrustschützen und nahmen den Kriegsoberst Wessel von Westerholt gefangen, der drei Tage später an seinen Wunden starb.
Sonntag vor Maria Himmelfahrt [ist der 15. August, der Sonntag vorher war der 9. August] plünderten sie Barop, brachten einen Gefangenen, Scharpewinkel genannt, und für 20 Goldgulden Leute heim, ließen aber auch einen Mann, Johann von Niel, in den Händen der Feinde.
Am folgenden Freitag [22. August] als mehrere Dortmunder zu Roß und zu Fuß ausgezogen waren, um Futter zu holen, wurden sie von dem Westerholze aus, bei den Hundestelgen, von 100 Schwerbewaffneten Feinden überfallen. Diese nahmen vier Knechte gefangen und zogen damit ab, aber die Dortmunder jagten ihnen nach, holten sie, sie nicht so leicht über die Rennbäume und Gräben kommen konnten, ein, nahmen ihnen die Gefangenen wieder ab und tödteten manche.
Am andern Tage, Sonnabend, hatte ein neues Scharmützel statt, in welchem nur ein Mann, Hermann Magerthorn, todt blieb.
St. Bartholomäus [24. August] zog Raesfeld mit 40 Lanziers in Dortmund ein. Mit diesen machten die Städter einen Ausfall auf Brackel, welches sie niederbrannten. Die Beute war für 40 Goldgulden Vieh. Am selbigen Tage machte Lubbert Bitter die Herrn Hugo von Stockhausen und Everhard Freisendorf bei Recklinghausen zu Gefangenen.
Am Abend Johannis Baptista [29. August] brannten die Dortmunder am Tage Welpe und Nachts das Dorf Keninckhausen nieder und raubten für 30 Goldgulden Vieh. Sie wollten auch nach Ostendorp, da aber der Feind auf der Rouenburg hiervon Kunde erhielt und einen Angriff auf sie machte, so zogen sie zur Stadt mit Hinterlassung eines Pferdes, das jedoch andern Tages wieder Herbei geschafft wurde.
Zwei Nächte später [31. August] raubten die Städter bei Recklinghausen für 30 Goldgulden Vieh, brannten Dorf Westhemmerden ab und brachten von dort für 50 Goldgulden Pferde heim. In der folgenden Nacht [1. September] brannten sie zu Marten das Haus des Bartholt Vorsten nieder.
Samstag vor Maria Geburt [ist der 8. September, der Samstag vorher der 5. September] kamen die Feinde mit großer Macht aus den Hecken, Dornen, Büschen und Hohlwegen vor die Ostenpforte und brachen dort in die Gärten ein. Die Dortmunder schlugen sie zurück, tödteten zwei davon und erbeuteten einen Hengst. Die Feinde richteten nichts weiter aus, als daß sie einen Wahnsinnigen, der ihnen auf dem Rückzuge begegnete, erschlugen.
Am Tage Lamberti [17. September] unternahmen Bitter von Raesfeld und Droste von Virsching, von Ostendorp aus über die Lippe, einen Streifzug nach Camen, brandschatzten dort 1500 Stück Kühe und 100 Pferde und machten einen Gefangenen, Goswin Düvelshaupt. Vor der Lippe bei Kackesbeck wurden sie vom Feinde eingeholt. Es kam zu einem Treffen; der Feind siegte, jagte sie in die Flucht, auf der sie einen groß Theil der Beute fahren lassen mußten, und machte drei Gefangene, nämlich: Lubbert Bitter, Johan von Langen und Goswin Unebunden sammt zweien Knechten; dafür verlor er aber auch 36 Pferde, die er todt geritten hatte und 20 Pferde, die von der Beute gerettet wurden.
Donnerstag nach St. Lamberti [18. September] verbrannten die Dortmunder das Dorf Mengelinghausen, tödteten in der Nacht zwei Mann und nahmen drei gefangen; Tags nach St. Matthäus [ist der 21. September, also der Tag danach ist der 22.] fingen sie sechs Hausleute zu Schaphausen und brandschatztn 30 Goldgulden. In der folgenden Nacht [23.] erschlugen sie auf der Landwehr zwei Feinde, nahmen einen gefangen und raubten am Tage nach Michaelis [ist der 29. September, also der Tag danach ist der 30.] bei der Rouenburg für 60 Goldgulden Vieh. Am Tag nach Remigius [ist der 1. Oktober] wurde Dorsfeld und der Martinhof abermals von ihnen geplündert und niedergebrannt; man kam mit Vieh für 40 Goldgulden zur Stadt zurück, dem noch andern Tages der Hengst Diederichs von Schwansbell beigefügt wurde, der 4 Goldgulden werth war.
Samstag, der Tag des h. Ewaldi [3. Oktober], war für die Städter besonders günstig. Sie zogen Morgens Mann für Mann mit 14 Pferden und den nöthigen Instrumenten vor die Rouenburg, die sie noch Vormittags mit stürmender Hand eroberten. Die Besatzung bestand aus 72 Mann, von denen achte erschlagen wurden; die übrigen, unter ihnen der Geistliche, Peter von Westerholt, Commandant der Burg und Bruder des obengenannten Wessel, Wurden zu Gefangenen gemacht. Außerdem fand man in der Burg 14 reisige Pferde, drei Stück-Geschütze, viele Harnische und Armbrüste sammt Proviant, auch zwei gefangene Dortmunder. Die Burg wurde mit solcher Eile in Flammen gesetzt, daß viele Pferde, Kühe, Armbrüste und vieles mehr darin mit verbrannten. Die Dortmunder verloren bei dem Sturme nur einen Mann; es war ein Schneider. Am selbigen Tage wurde Holthausen verbrannt und für 60 Goldgulden Vieh in die Stadt gebracht.
Am nächsten Montag [5. Oktober] zogen Weiber und Männer mit Achsen, Schüppen und Hacken aus Dortmund zu der Rouenburg und ebneten den Platz, wo sie gestanden hatte, so daß man keine Spur mehr von ihr entdecken konnte.
Als am Tage vor Dyonisius [ist der 9. Oktober, also ist der Tag davor der 8.] die Städtischen Reiter Camen brandschatzten, wurden sie von den Feinden überfallen und ihnen drei Mann und zwei Pferde genommen, dafür zogen sie Dienstags vor St. Victor [ist der 10. Oktober, also ist der Dienstag der 8. oder der 9.] nach Evenecke und Göckenik, brannten beide Dörfer und auch Brüninghausen nieder, fingen am Tage St. Galli [16. Oktober], 2 Bauern, raubten am Tage Severin [23. Oktober] Vieh zu Waltrop und legten gleichzeitig Westhausen in Asche. Aus dem letztgenannten Dorfe schleppten sie für 150 Goldgulden Vieh und zwei Gefangene mit sich, von denen jedoch der eine, weil er durch das Feuer zu sehr verletzt war, Starb.
Auf Simon und Juda [28. Oktober] wurde Everhard Grothaus mit seinem Roß bei einem Scharmützel im Holz von den Städtern gefangen, und in wenigen Tagen hintereinander die Güter Schwansdell, Curl, Deusem, die Mortmülle, Greuel, Stockum, Holte und das Dorf Mautzelo niedergebrannt und aus ihnen für 286 Goldgulden Vieh und Güter in die Stadt geführt.
Einige Sonntage später wurden die Güter Marten, Rodenheim und Wicheling niedergebrannt, wobei man 11 Mann einfing und für 300 Goldgulden Pferde und Kühe. In derselbigen Nacht wurde Mengelinghausen in Asche gelegt, ein Bauer und für 50 Goldgulden Raub in die Stadt geführt. In der darauf folgenden Woche wurde Wanthof, Meteln, Bodinckhausen, Belekoven, Evenecke und Alden-Derne mit Feuer zerstört und für 170 Goldgulden Vieh geraubt. In der Nacht vor Maria-Empfängniß [ist der 8. Dezember, also ist die Nacht vorher der 7.] zogen 600 auserlesene Bürger Dortmund’s und sämmtliche Söldner in zwei Theilen aus, der eine ging auf Scheuern, wo manalles niederbrannte und für 100 Goldgulden Vieh raubte, der andere nach Horde, wo man Gefangene aufbrachte. Die Truppen in der Burg machten zwar einen Ausfall, wurden aber zurückgeschlagen.
Am Schluß des Jahres wurde noch aus Bocklo, Marten, Evencke und Dorstfeld, wo man überall Alles in Asche legte, für 65 Goldgulden Vieh und Güter in die Stadt geführt.
So schloß das Jahr, welches wegen seiner Trockenheit merkwürdig war. Um Weihnachten hatten die Pfützen noch kein Wasser.


das war das erste Jahr das zweite ist in Arbeit

das ist das zweite Jahr

Im Jahre 1389, wo Albert Schwartz Bürgermeister war [Albert Schwartz ist Albert Swarte den ich schon in den Ratslisten erwähnte, Swarte war aber nur Regierender Bürgermeister es sind in Dortmund immer zwei]. Wurde der Krieg wie im Vorigen fortgesetzt. Zwar sind die Kriegsthaten nicht mehr so speziell anzugeben, weil das Buch, worin sie verzeichnet wurden, in dem Theile, der über dieses Jahr spricht, großentheils von den Würmern zernichtet ist, indessen aus dem, was noch entziffert werden konnte, läßt sich der allgemeine Zustand genugsam erkennen. Zunächst steht fest, daß der Rath den Senator Johann von der Bracken aus seiner Mitte an den Kaiser [da hat Fahne einen Fehler gemacht, weil Wenzel nie Kaiser wurde, also war er auf den Weg zum König] um Abhülfe sandte. Dabei ruhete aber das Schwert nicht. Am Tage St. Reinold [7. Januar] holten die Schmiede 100 Malter Steinkohlen [1 Malter sind 12 Scheffel und das Gewicht eines Scheffels schwankte zwischen 40 bis 75 kg, also sind 100 Malter von 48000 bis 90000 kg Kohle] aus Feindes Land und verbrannten zugleich Barop, wo sie für 40 Goldgulden Vieh raubten.
[vom 7. Januar bis zum 14. Februar kann man die Dokumente nicht mehr lesen]
Am Tage nach Valentin [ist der 14. Februar, also der Tag danach ist der 15.] zogen die Städter nach Körne, wo sie Bäume fällten. Graf Engelbert mit 150 Mann fiel über sie her, wurden aber zurückgeschlagen; drei Tage später, wo man abermals Holz holen wollte, eroberte der Feind 12 beschlagene Wagen, 2 Karren und machte zwei Gefangene. Die Dortmunder gewannen nichts als einen Hengst, thaten aber dem Feinde mit ihren Pfeilen Schaden. Freitag nach Fastnacht [27. Februar] fingen die Bürger, in Vereinigung mit ihren Söldnern, 17 Pferde zu Westhausen und am folgenden Sonnabend [28. Februar] ihre Reiter den Schulzen von Brackel, dem man auch 20 Pferde raubte. Fastnachts-Montag [3. März] eroberten sie, Angesichts der Besatzung von Hörde, einen Wagen mit Zelten und brannten Kunningkhausen nieder. Als sie aber zwei Tage später Greuel und Landstrope nieder gebrannt hatten und mit dem Raube von dort ziehen wollten, wurden sie vom Feinde überwunden und in die Flucht geschlagen. Sie verloren nicht nur die Beute, sondern auch bei der Rouenburg zwei Gewaffnete und drei Pferde im Werthe von 110 Goldgulden. Dafür verbrannten sie am Sonntage Oculi [22. März] Lütkeholthausen.
Am Dienstag nach St. Gertrud [ist der 17. März, und der Dienstag der 19.] brauchten sie eine List. Sie sandten zwei Mann an der Leppinckburg vorbei. Die mußten thuen, als träge sie Proviant. Als der Feind sie sah, eilte er ihnen nach und fiel in den ihm gelegten Hinterhalt; vier Mann Gefanngene war der Gewinn.
Am Tage Maria Verkündigung [25. März] kamen die Feinde in großer Zahl vor die Ostenpforte. Die Dortmunder schlugen sie zurück, und nahmen Johann Droste und Lubbert von Bönen mit vier Pferden gefangen. Der Stadt kostete das Treffen 7 Todte. Kurz vor Ostern wurde Henrich von Deute mit drei Hengsten von den Dortmundern gefangen. Donnerstag nach Ostern [23. April] brachte man von Dorsfeld einen Gefangenen und für 15 Goldgulden Vieh; Quasi modo geniti [26.April] von Ecklinghof für 100 Goldgulden Vieh und einen Gefangenen und Samstag [9. Mai] nach misericordias Domini von Barop vier Pferde und einen Gefangenen in die Stadt.
Dienstag nach St. Markus [28. April] kamen der Erzbischof und der Graf von der Mark mit ihrem ganzen Kriegsheer nach Lindenhorst, befestigten die dortige Kapelle mit Gräben und schufen sie zu einer Burg um. Am 9. Tage [7. Mai] zogen sie ab, und ließen den Burggrafen von Stromberg als Commandanten zurück. Dieser ließ alle umliegenden Häuser anzünden, um vor der Burg ein offenes Feld zu gewinnen.
Mittwochs danach [13. Mai] fingen 7 Dortmunder Fußtruppen an der Apden 9 bewaffnete Feinde und brachten sie sammt einem Pferdes in die Stadt. Am ersten Tage nach Servatius [ist der 13. Mai, also ist der Tag danach der 14.] raubten die Dortmunder Fußknechte bei Recklinghausen für 36 Goldgulden Vieh und machten 2 Gefangene, während ihre Reiter zu Lütkeholthausen und Lüdecke für 50 Goldgulden Vieh und 3 Gefangene aufbrachten.
St. Urban [25. Mai] kamen einige Feinde vor die Ostenpforte und forderten die Bürger zum Scharmützel heraus. 400 feindliche Reiter und viel Fußvolk lagen im Versteck, die sollten die Pforte überrumpeln. Indeß der Anschlag schlug fehl, es kam zu einem Treffen, 4 Dortmunder und 4 Feinde blieben auf der Wahlplatz und 2 Schützen der Städter wurden gefangen; letztere machten zwar nur einen Gefangenen, schoßen aber dem Feinde manches Pferd mit Pfeilen todt.
Sonntag exaudi [31. Mai], raubten die Feinde für 100 Goldgulden Vieh zu Brackel, thaten auch manchen Schaden an den Feldfrüchten der Stadt, besonders am Hafer. Um letzteres zu verhüten, legten die Bürger Fußangeln [Krähenfüße] in den Fruchtstücken. Das half.
Donnerstag [11. Juni] nach Pfingsten fingen die Dortmunder Reiter 3 Bürger und 5 Hausleute von Camen und am folgenden Montage [15. Juni] legten sich mehrere ihrer Fußknechte zu Hockerde hinter die Hecken, um die Feinde, welche aus der Feste zu Dorsfeld vereinzelt ausziehen möchten, zu fangen, wurden aber, weil ihrer zu viele kamen, überwältigt. Dreizehn Bürger wurden gefangen, zwei todt, die übrigen ermannten sich, verfolgten den Feind bis Hockerde, nahmen 3 Reisige mit ihren Pferden gefangen und erschlugen 2 Märkische Fußknechte.
Samstag [20. Juni] nach St. Vitus treiben die Dortmunder für 10 Goldgulden Pferde aus Evenecke. Den folgenden Sonntag [28. Juni] ebensoviel aus Schüern und am St. Kilianstage [8. Juli] für 100 Goldgulden Vieh aus Dorsfeld und Marten, wo auch 5 Mann gefangen genommen wurden. Auf St. Margaretha [20. Juli] raubten ihre Reiter zu Greuel für 30 Goldgulden Pferde. An demselbigen Tage versuchte der Graf von der Mark Schloß Boslar vergebens zu überrumpeln. Ebenso unglücklich war ein Versuch auf Schloß Ranstrop, wo vier als Fuhrleute verkleidete Söldner die Wache erwürgen sollten. Besser gelang es ihm Maria Magdalena Abend [22. Juli], wo er an der Burglandwehr drei Reiter erschlug und zwei Hengste, 4 Sättel und ebenso viele Schwerter erbeutete. Vierzig Dortmunder, die zu derselben Zeit mit Proviant von Münster kamen, ermittelten zu rechter Zeit die Nähe des Feindes, blieben in Boslar, zogen 10 Schützen daselbst an sich, schifften mit ihnen andern Tags über die Lippe, raubten zu Aden Pferde, Kühe, Schweine und Schafe und brachten sie nach Boslar. Zum Ersatz wollte Graf Engelbert Haltern besetzen. Er barg 12 Reisige in einem Wagen mit Waizen beladen und ließ ihn durch 4 Gewaffnete, welche als Fuhrleute verkleidet waren, führen, während er selbst mit 150 Pferden im Hinterhalte lag; aber der Anschlag mißling.
Am Tage Bartholomäi [24. August] raubten die Dortmunder zu Wickede und Velefeld für 24 Goldgulden Pferde und am Tage nach St. Peter nahm ein Bürger, Röttger Ulekohe [samt Knechte], den Rudolf Roggen mit seinem Knechte gefangen und erbeutete 3 Pferde, 5 Mastschweine (Eckerlinge), 2 Hausleute, einen Wagen mit 4 Pferden und einem Faß Bier; zusammen 106 Goldgulden werth.
Am Tage Laurenz [10. August] machten 50 der Feinde einen Angriff auf die Stadt, wurden aber mittels der schweren Geschütze zurückgeschlagen und ließen manchen Todten zurück.
Montag [12. August] nach Laurenz verbrannten die Dortmunder Reiter drei Orte bei Unna, brachten 9 Mann, darunter 3 Iserlohner Bürger, gefangen heim; auch raubten sie Donnerstag vor Maria Empfängniß [ich vermute das sich hier ein Fehler eingeschlichen hat, weil Mariä Empfängnis am 8. Dezember ist. Ich vermute es handelt sich hier um Mariä Himmelfahrt die am 15. August ist. Dann war der Donnerstag der 13. August] für 12 Goldgulden Vieh zu Pöppinghaus und für 60 Goldgulden zu Brackel; die Feinde dagegen nahmen am Abend Maria Empfängniß [s.o. es ist dann das 15. August] einen Mann gefangen, der im Walde Holz hieb.
Am folgenden Donnerstag [22. August] fingen die Dortmunder einen Mann und für 60 Goldgulden Vieh zu Salen, zogen des nächsten Dienstag [27. August] nach Boslar, Ostendorf und Vischering, brannten bei Camen und erschlugen von den sich entgegenstellenden Feinden 15 todt.
Um dieselbe Zeit lag Friedrich Düvel und sein Anhang mit dem Grafen von Ritberg in Fehde, verbrannten dessen Land und forderten ihn zum Zweikampfe, worin der Graf erschlagen wurde. Darauf fingen die Ritberger Friedrich Düvel, Heinrich Oer und mehrere ihrer Anhänger ein.
Am Sonntag [23. August] vor Bartholmäi verbrannten die Dortmunder Fuende, raubten zu Brackel für 25 Goldgulden Pferde, nahmen 5 Tage später 3 Bürger von Schwerte gefangen, trieben zu Curl für 60 Goldgulden Vieh auf und ebenso viel zu Barop und Marten, machten auch 3 Gefangene. Am Abend vor Maria Geburt [ist der 8. September, also ist der abend vorher der 7.] verbrannten sie Herne und Wische, wo auch für 60 Goldgulden Vieh erbeutet wurde.
Freitag [11. September] darnach machte der Graf von Solms Hermann von Merfeld mit 26 Mann zu seinen Gefangenen und enrhaupteten die von der Lippe (Lippstadt) den Ritter Heinrich von Plettenberg. Am Sonnabend [12. September] brannten die Dortmunder Söldner zu Limburg und am Folgenden Montag [13.] die Reiter zu Boderick, während die Dortmunder Bürger zu Brockhausen für 50 Goldgulden Vieh auftrieben. Am Tage darnach brannten sie zu Ademe und Ruddinckhausen und raubten daselbst für 250 Goldgulden Vieh.
Am Donnerstag [16.] darnach fielen die Cölnischen und Märkischen in das Holz und machten dort 4 Männer die Holz hieben, zu Gefangenen; ihrer Seits blieb einer todt.
Auf Michaelis Abend [29. September] fingen die Feinde einen Hengst, 70 Goldgulden werth, der den Dortmunder Söldnern beim Uebersetzen über einen Graben abhanden gekommen war, und machten andern Tags einen Bäcker, Hermann Kunster mit seinem Knecht und 2 Pferden zu Gefangenen. Dagegen brannten am selbigen Tage die Dortmunder Söldner zu Fuene und Wande, raubten Donnerstag vor Remigius [30.] zu Speckfeld für 50 Goldgulden Schweine, brandschatzten in den nächsten 8 Tagen zu Hön-Schwerte für 60 Goldgulden, zu Werl und Summeren für 40 Goldgulden, zu Calenberg bei Castrop, für 25 Goldgulden und zu Opherdicke für 50 Goldgulden Vieh und machten in dieser Zeit 3 Gefangene.
Am Donnerstag [7. Oktober] nach Remigii zogen 600 Dortmunder aus und brannten zu Hörde, Brüninghausen, Ermelinghof, Hacheney, Ledeke, Brocke, Lemberg, Remminkhausen, Wellinckhof, Wichelinkhof, Berckhofen und Scheuern; die eingebrachte Beute hatte 400 Goldgulden werth.
Am folgenden Sonnabend [9.] zogen sie mit großer Macht vor das Schloß zu Dorsfeld, das sie vier Stunden vergebens bestürmten. Am Tage St. Gereon [10. Oktober] raubten sie zu Holtwickede für 104 Goldgulden Schweine, am Dienstag [13.] darnach zu Schwerte für 70 Goldgulden Vieh und am Mittwoch zu Höen-Schwerte für 50 Goldgulden Schafe. Am Abend St. Ursula [21. September] verbrannten ihre Söldner zu Curl 10 Häuser. Zultzt wurde am Tage St. Severin [23. Oktober] ein märkischer Schulteis [Schultheiß] mit seinem Pferde eingfangen. Am Severinstage endlich kam vom Kaiser Wenzel [König Wenzel, schlechte Rescharche ^^] ein Schreiben. Der Dortmunder Gesandte Johann von der Bracke hatte es erwirkt. Er versprach der Stadt die Sache vor seinen Richterstuhl zu bringen und eine Tagesfahrt fest zu stellen; zugleich theilte er in Abschrift ein Abmahnungsschreiben an den Erzbischof und Graf von der Mark mit. Einige Tage später liefen auch die Abmahnungsschreiben an den beiden Letzteren ein. Das Half entlich zum Frieden. Ende Oktober begannen die Vorbereitungen dazu, während welcher die Feindseligkeiten noch einige Zeit fortbestanden. Denn noch Mittwochs nach Severin raubten die Dortmunder zu Curl für 250 Goldgulden Vieh und Freitag [30. Oktober] vor Allerheiligen einen märkischen Proviantwagen, mit den Pferden 24 Goldgulden werth, auch wurden dabei 3 Mann gefangen. Die Feinde dagegen raubten in der selben Nacht bei Lüdinghausen einen Proviantwagen und machten dabei 6 Dortmunder zu Gefangenen; bei einem anderen Proviantwagen der Stadt, der Samstag s darnach von Münster nach Boslar kam, wurden 15 Dortmunder eingefangen.
Donnerstags nach Allerheiligen [5. November] raubten die Letzteren zu Aldendorf für 30 Golgulden Vieh und Montag [9.] vor Martini zu Landstorp für 16 Goldgulden.
Den Schluß der Fehde machte die Gefangennehmung des Ritters Diedrichs von Volmarstein, Johann Morrian, Hermann von Brent, der Droste, mit ihren Gefolge umringten ihn auf der Dreyer, wo er sich mit 12 Reisigen und 36 Pferden, im Werthe von 1060 Goldgulden, ergeben mußte. Das Lösegekd betrug 5500 Golgulden. Die Gefangennahmung fand Dienstags [10.] vor Martini während der Friendsunterhandlung Statt, was zu späteren Verwicklungen Anlaß gab.

es folgt noch der Friedenschluß und der sittlichen Zustand der Zeit und der Kriegsknechte insbesondere.

Soviel über den Verlauf der Belagerung im Allgemeinen; jetzt noch Einiges über den sittlichen Zustand der Zeit und der Kriegsknechte insbesondere.
Daß das Kriegshandwerk jener Zeit allgemein auf Brennen, Rauben und Einfangen hinauslief, zeigt schon der ganze Verlauf der Belagerung von selbst; aber es war auch noch mit andern Grausamkeiten gepaart, wie sie nur unter den rohsten Völkern und unter anarchischen Zuständen vorkommen können.
Wenn es einen unbestrittene Wahrheit ist, daß man die Bildung und Sittlichkeit nach den Benehmen der Männer gegen die Frauen abmessen kann, so liegt in dem Verhalten der feindlichen Truppen gegen die weiblichen Angehörigen der Feinde ein hinreichender Anhalt. Der Chronist sagt: „in diesem Kriege haben sich die Feinde, jedoch mehr die Märkischen als die Cölnischen, gar unhöflich und ungebührlich verhalten. Inbesondere sind sie mit den Frauenzimmern ganz unerhrlich umgegangen; sie nahmen ihnen nicht allein ihr Geld, ihre Leinewand, ihre Kleider, Schuhe und was sie sonnst hatten, sondern schlugen und verwundeten sie ganz unbarmherzig. Einigen haben sie sogar die Arme abgeschnitten, andere haben sie unter ihren Füßen zertreten. Viele haben sie geschändet und demnächst Manche, indem sie ihnen die Kleider um die Brüste abschnitten, entbößt nach Hause geschickt. Das aller Grausamkeit aber war, daß sie die Weiber, welche schwanger waren, ertränkten. Dabei wurde gar nicht auf Rang und Stand gesehen, selbst die Klosterfrauen wurden nicht geschont.“
Wie man mit Männern umging, läßt sich hieraus allein schon folgen; eine unterstützende Thatsache möge indeß noch Platz finden. In der letzten Fehde Engelbert mit dem Erzbischof Friederich von Cöln hatte ersterer mehreren Cölnischen Gefangenen die Augen ausgestechen lassen. Als hierauf die Bischöflichen verschiedene Markaner erwischten, vergalten sie Gleiches mit Gleichem und verschonten dabei sogar die Geistlichen nicht. Und die Unglücklichen mußten sich, zu ihrem Schmerz und Verlust noch Zeugnisse verschaffen, daß
Ihre Verstümmelung keine Folge einer Strafe sei, mithin sie nicht infam mache. Von einem Priester, Johann Marten, sind solche Zeugnisse in dem Dortmunder Archive aufbewahrt. Die Städte Dortmund und Recklinghausen haben sie ihm ausgestellt, und selbst der Knappe Heinrich von Oer weigerte sie ihm nicht, obgleich er erzbischöflicher Amtmann war, und dadurch, daß er darin obige Thatsachen erzählen mußte, nach unsern Begriffen seinen Herrn in Verruf brachte.
Der ganze Verlauf der Belagerung, bemerkt der Chronist weiter, bekundet, daß die Feinde, wenn auch das Bombarbement erfolglos blieb, dennoch fest glaubten, die Stadt müsse sich ergeben. Denn erstens war mit Bestimmtheit anzunehmen, daß bei einer dauernden Belagerung in der Stadt Korn, Heu und Gras fehlen, also Hungersnoth eintreten werde; zweitens hoffte man, daß in Folge der dauerden Kriegslasten, Martern und sonstigen Quälereien, jedenfalls aber in Folge der Hngersnoth, Zwiespalt und Verrath in der Stadt Eingang finden, und ihnen die Thore öffnen müsse. Aber der Stadtrath hatte vorgesorgt. Damit kein Mangel an Holz und Heu für den Winter entstehe, mußte jeder Einwohner im Sommer seinen Bedarf aus den Wäldern und Weiden herbeischaffen.
Für die Kornfrüchte war durch Magazine gesorgt worden. Die vorigen 12 Jahre hatten gesegnete Erndten geliefert. Der Preis der Früchte war stets gering gewesen, daher hatte sich ein jeder, besonders aber der Stadtrath, mit Getreide für mehrere Jahre versehen. Dazu konnten die Städter, trotz der Belagerung, ihre meisten Aecker bebauen, nämlich: im Osten der Stadt bis an das Leprosenhaus; vor der Neupforte bis an den Ranteweg; vor der Wistraße bis an den Garten: Pütz; im Westen den ganzen Königshof, das Leckenbecksche Land bis an die alte Täht an die Burg und den Forst. (Denn bis dahin strichen die städtischen Geschoße.)
Bei alle dem unterhielt die Stadt eine freundschaftliche Verbindung mit Münster, nach welcher Richtung hin die Wege nicht verrammelt werden konnten. Dahin zog man denn auch oftmals zu Hunderten und kehrte mit Proviant und Victualien, meist ohne Schaden, heim[Während der ganzen Belagerung kostete der Weizen 20 Pf., Roggen 15 Pf., Gerste und Malz 18 Pf., Hafer 8Pf., alles per Scheffel. Die Vorräthe besonders an Malz und Grste waren so groß, daß man nach der Belagerung den benachbarten Orten noch sehr bedeutende Massen ablassen konnte.]. Was sonst noch fehlte, schaffte man sich nach Weise jener Zeit durch Raub, den man in der Noth sogar an dem Gute der Einwohner eines nicht feindlichen Landes wagte. So hielt man während der Belagerung Getreide von Cölner Bürgern an, zahlte es ihnen aber auch später gern mit der höchsten Taxe. Die Städter erkannten ihre Gefahr, dem Fürsten gegenüber, und nahmen Maßregeln, wie die obigen, nicht genau.
Um die Zwietracht zu verhüten, übte der Magistrat strenge Aufsicht eingedenk des Spruches des Salust: concordia res parvae crescunt, discardia dilabuntur. Uebrigens war die Belagerung trotz ihrer Dauer von 1 Jahr und 9 Monaten für die Stadt und ihre Einwohner nicht so gefährlich, als es auf den ersten Blick erscheinen mochte. Denn während derselben haben nur 30 Dortmunder das Leben eingebüßt und zwölf ihrer Söldner als Gefangene sich Ergeben müssen; außerdem kamen von den Fußknechten, die theils aus Dortmundern Theils aus Ausländern bestanden und meistens auf eigene Faust oder doch schlecht angeführt herumliefen, kaum 150 in Feindes Hand. Alle Gefangenen, die im ehrlichen Kampfe erlangen, lößte die Stadt ein.


als nächstes kömmen die Friedenverhandlungen und der Friedensschluss